Es passiert jeden Tag. Firmen, Vereine oder Behörden usw. missbrauchen in der einen oder anderen Form ihre Macht. Das kann durch die Ausnutzung von schwammig formulierten Regeln passieren bis hin zum Bruch von Gesetzen. Doch alle Organisationen dieser Welt werden letztendlich von Menschen betrieben. Und die wollen das oft nur ungern durchgehen lassen. Was sollte man tun, wenn man als Mitarbeiter Dinge sieht, die nicht in Ordnung sind? Was geht in Menschen vor, die in einer solchen Lage sind? Und wie schafft man es etwas dagegen zu tun?
Emotionale Konflikte bei möglichen Whistleblowern
Untersuchungen zeigen: Wer als Mitarbeiter:in in eine solche Lage gerät und Missstände entdeckt, der steht in der Regel nicht auf und meldet Probleme sofort bei der zuständigen Instanz. Normalerweise durchlaufen sie einen längeren Prozess, der durch innere Konflikte bestimmt ist:
Ethik und moralische Werte
Whistleblower handeln oft aus einem moralischen Impuls heraus und möchten auf Missstände aufmerksam machen, die gegen ihre eigenen moralischen und ethischen Werte verstoßen. Ein solcher Impuls kann sich aus einem tiefen Gerechtigkeitsempfinden, einem ausgeprägten Verantwortungsgefühl oder aus einem starken Vertrauen in die Integrität von Unternehmen und Institutionen ergeben.
Persönlichkeitseigenschaften
Einige Persönlichkeitsmerkmale können dazu beitragen, dass jemand eher geneigt ist, ein Whistleblower zu werden. Dazu gehören ein starkes Gewissen, Selbstvertrauen, Entschlossenheit, Mut und die Bereitschaft, Risiken einzugehen. Andererseits können auch Ängste, Unsicherheiten und das Bedürfnis nach sozialer Akzeptanz und Anerkennung hemmend wirken.
Soziales Umfeld
Das soziale Umfeld kann ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Wenn jemand in einem Umfeld arbeitet, in dem Ethik und Integrität hoch geschätzt werden und offene Kommunikation und konstruktive Kritik erwünscht sind, ist es wahrscheinlicher, dass er oder sie als Whistleblower aktiv wird. Umgekehrt kann ein negatives Arbeitsumfeld, in dem Kritik und Beschwerden unterdrückt werden, abschreckend wirken.
Konflikt zwischen Loyalität und Verantwortung
Ein weiterer Faktor, der dazu führen kann, dass potenzielle Whistleblower zögern, ist der Konflikt zwischen ihrer Loyalität gegenüber der Firma und ihrer Verantwortung als Bürger oder Arbeitnehmer, unethisches oder illegales Verhalten aufzudecken. Dies kann ein schwieriges Dilemma darstellen, insbesondere wenn die Konsequenzen des Whistleblowings ungewiss sind.
Umweltbedingte Einflüsse
Dann wäre da noch der Umstand, dass von Außen ebenfalls limitierende Faktoren auftreten können:
Technische Voraussetzungen
Da wäre zum Beispiel die Frage, ob und wie man auf Probleme aufmerksam machen kann, ohne vielleicht dabei enttarnt zu werden. Manche Firmen oder Behörden haben hierfür einen Hinweisgebersystem Anbieter genutzt, um solche Meldungen möglich zu machen. Doch so ist das nicht überall der Fall. Häufig scheitert es also daran, dass potenzielle Whistleblower der Meinung sind besser nichts zu tun, weil sie befürchten, dass man den Datenfluss zu ihnen nachverfolgen kann.
Politisches Umfeld
Und letztendlich ist da noch die Frage, was einem passieren kann, wenn man erwischt wird. In totalitären Gesellschaften kann man mit harten Strafen rechnen bis hin zur Exekution. In anderen würde man vielleicht „nur“ seinen Job verlieren.
Wie schafft man es aktiv zu werden?
Wie letztendlich die Entscheidung ausfällt ist also ein buntes Gemisch aus vielen Faktoren. Eines lässt sich auf jeden Fall sagen: viele Menschen würden gerne mehr tun für eine gerechtere Gesellschaft. Doch leider werden sie von Ängsten abgehalten, die meist mit dem Verlust der wirtschaftlichen Existenz bis hin zu ihrem Leben zu tun haben. Je mehr technische Möglichkeiten vorhanden sind, um anonym Hinweise zu geben, umso mehr Whistleblower werden dazu beitragen den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Hoffen wir also, dass es Unternehmen oder Bewegungen gibt, die in diesem Bereich eine Lösung bieten, die von möglichst vielen Menschen nutzbar ist.