Indem man das Schlechte aus seinem Leben entfernt, sorgt man dafür, dass das Gute übrig bleibt. Beziehungsweise erreicht man zumindest den Zustand, dass man nicht unglücklich ist. Das ist dann schon ein realistischeres Ziel, als immer auf der Jagd nach dem vollständig erfüllten Leben zu sein.
Paul Watzlawicks Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ aus dem Jahr 1983 war eine Reaktion auf die vielen Selbsthilfebücher die damals den Markt überfluteten. Zweitklassige Motivationstrainer ohne passende Ausbildung versprachen den Menschen mit Hilfe von einfachen Tricks ein glückliches und erfülltes Leben. Leider klappte dies natürlich nur in den wenigsten Fällen. Daher ging Watzlawick das Thema von der anderen Richtung an. Als erfahrener Psychologe hatte Watzlawick reichlich Ahnung darüber, welche Verhaltensmuster sich bei Menschen mit Neurosen und psychischen Problemen immer und immer wieder wiederholten. Er erstellte eine Art Best-Of und schrieb sie in seinem Buch nieder. „Anleitung zum Unglücklichsein“ ist also so zu lesen, dass ihr euch dieser Verhaltensweisen bewusst werdet und dann versucht sie zu vermeiden, sobald ihr sie bei euch selbst bemerkt.
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Damit erreicht man zwar nicht den Zustand der Erleuchtung und den der permanenten Überflutung durch Glückshormone. Aber dafür biegt man auch nicht auf die Straße ab, die viele andere Menschen nehmen: dauerhafte Unzufriedenheit mit dem Leben.
Ich persönlich finde dieses Buch sehr gut von der Idee und Intention. Allerdings ist es in einem Ton geschrieben, der mir absolut nicht ganz zusagt. Watzlawick versucht so zwanghaft den Comedian raushängen zu lassen, dass es schon nach den ersten Seiten richtig ätzend wird. Der Mann ist ungefähr so unlustig, wie ein Schrotflintenschuss ins Gesicht. Außerdem sind die Beschreibungen der negativen Denkmuster so unverständlich, dass man sich nach manchen Geschichten ernsthaft fragt, was er uns denn damit eigentlich genau sagen möchte. Die Regel, die Systematik zu durchschauen wird einem nicht leicht gemacht.
Daher versehe ich dieses grundsätzlich gute Buch mit meinen eigenen Interpretationen und Erklärungen.
PAUL WATZLAWICK
Anleitung zum Unglücklichsein – Zusammenfassung / Interpretation
#1 – Vor allem eins – dir selbst bleib treu – Interpretation
Im Bereich Marketing gibt es das PCM-Modell, ein wirklich gutes Tool. Es versucht Menschen in verschiedene Persönlichkeitstypen einzuteilen, um damit eine Art Schlüssel zu finden, um sie mit den richtigen Werbebotschaften anzusprechen. Es gibt den Träumer, den Logiker, den Rebell, den Empathiker, den Macher und dann kommt er: der Beharrer. Das ist der schlimmste von allen.
Diese Sorte Mensch hält Prinzipien und Werte für ein Lebensziel an sich und beharrt darauf, dass sich nichts ändert. Sie möchten, dass sich die Welt an ihre Vorstellungen anpasst, anstatt sich an die neuen Gegebenheiten anzugleichen, komme was wolle. Es gibt nur eine legitime Sicht auf die Dinge und das ist nur die eigene. Der notwendige Respekt für andere wird immer daran gemessen, inwieweit diese den eigenen Wertvorstellungen entsprechen.
Wenn zum Beispiel streng religiöse Eltern Kinder haben, die sich von ihren Wertvorstellungen abwenden und das Leben in Freiheit und Unabhängigkeit genießen, dann werden sie jede Nacht wach liegen und todunglücklich sein. Selbst wenn die Kinder glücklich sind, ein tolles Leben führen, einen super Beruf haben und tolle Enkelkinder auf die Welt bringen. All das bringt nichts, wenn die Alten beschließen diese Dinge immer aus der Perspektive ihrer Überzeugungen zu sehen.
Anstatt die eigenen Prinzipien zu überdenken und zu realisieren, dass es auch anders geht, beharren sie darauf so weiterzumachen, wie es ihnen ihre Überzeugung eingebläut hat.
Wenn man sich für alle Lebenslagen Regeln und Prinzipien erschafft, dann kann das zwar gut gehen, aber es wird häufig Situationen im Leben geben, wo man sie nicht anwenden kann, ohne sich dabei zu schaden. In solchen Lagen ist es dann wichtig die Entscheidung zu treffen, ob man seine Regeln überdenkt, oder ob man in Kauf nimmt sich und andere ins Unglück zu stürzen. Denn: „Nichts ist so beständig, wie der Wandel“.
#2 – Vier Spiele mit der Vergangenheit – Interpretation
Was passiert ist, ist passiert. Nichts, was wir jetzt noch tun, wird das Vergangene ändern können. So eigentlich die Logik. Jeder, der das anders sieht, tappt in die Falle der vier Spiele mit der Vergangenheit. Die da wären:
#2.1 – Die Verherrlichung der Vergangenheit – Interpretation
Früher war bekanntlich alles besser. So schlecht war es doch in der DDR gar nicht usw. Jeder kennt Aussagen wie diese. Sie entstammen der natürlichen Eigenschaft unseres Gehirns üble Erfahrungen im Nachhinein irgendwie zu entschärfen, damit wir uns nicht permanent mit ihnen quälen. Dadurch erscheinen harte Phasen, an denen man in der Vergangenheit fast zerbrochen ist, heute gar nicht mehr so schlimm.
Man nehmen nur den Rückblick auf die eigenen Jugend. Als ich selber Teenager war, war erschien mir die Welt wie eine Hölle, aus der ich mich mühsam befreien musste. Meine Sozialkompetenzen waren so gering, dass ich in viele unangenehmen Situationen mit Mitmenschen geraten bin, die einem die Fremdschamesröte ins Gesicht treiben würde. Damals war es so. Heute erscheint mir die Zeit als unbeschwert und so verdammt glücklich, aber das war sie absolut nicht. Sie war hart und ich wusste oft nicht, wie es weitergehen soll.
Ähnliches gilt für Beziehungen. Jahre nach einer Trennung sieht man nur noch das Gute und fragt sich, warum man sich eigentlich getrennt hat damals. Wenn man es aber neu versuchen würde, dann landet man früher oder später genau wieder an der gleichen Stelle.
Wer sich die Vergangenheit als Maßstab nimmt und durch den Vergleich mit der Zeit heute macht, der wird normalerweise immer zu dem Schluss kommen, dass die Welt immer schlimmer wird und dass sie den Bach runtergeht. Das liegt an dieser Eigenschaft unseres Gehirns das Vergangene zu beschönigen.
#2.2 – Frau Lot – Interpretation
Frau Lot ist eine Figur aus der Bibel. Ihr wird gesagt, dass sie nicht zurückschauen soll, dass sie immer weiterlaufen soll, um sich zu retten. Das tut sie natürlich nicht. Sie dreht sich um und wird zur Salzsäure.
Negative oder traumatische Erlebnisse wie Krankheit, Tod oder Trennung belasten uns sehr hart. Dennoch muss man als Mensch eine Wahl treffen. Lebe ich weiter, versuche ich das Beste aus dem zu machen, was noch vor mir liegt, oder schaue ich immer wieder zurück und fange an die Realitäten zu verweigern und mich über das Vergangene zu quälen und zu ärgern. Somit macht man den Schmerz zu seinem ständigen Begleiter.
#2.3 – Das schicksalhafte Glas Bier – Interpretation
Diese Geschichte geht zurück auf ein Werk des Komikers W.C. Fields. Sie zeigt einen Mann, der sich zugrunde richtet, weil er irgendwann dem ersten Glas Bier nicht wiederstehen konnte. Er sieht darin den einzigen Grund, warum sein Leben auf die schiefe Bahn geraten ist. Vor allem, dass dieser Zustand irreparabel ist.
Ich habe mal als Student in einer Druckerei gearbeitet. Da war ein Kollege aus dem Osten, ein Staplerfahrer. Der hat sich ein wenig daran gestoßen, dass ich Student war und er das nicht sein konnte. Er hat mir erzählt, dass sein Vater zur Zeit der DDR irgendwie negativ aufgefallen ist, deswegen konnte er, sein Sohn, nicht Germanistik studieren. Die Verbitterung war ihm ins Gesicht geschrieben. Allerdings war dieses Ereignis im Jahr 2000 und der Kollege war vielleicht Anfang oder Mitte Dreißig. Wenn man mal etwas nachrechnet, dann erkennt man, dass dieser Grund schon lange nicht mehr aktuell war, denn die Wende kam 1989 und ab 1990 hätte er sehr wohl sein Abi machen und dann studieren können. Zu der Zeit wäre er ungefähr 23-27 Jahre alt gewesen. Hat er aber nicht.
Dieses Muster hat System. Menschen suchen sich für ihre Unzufriedenheit gerne einen Punkt in der Vergangenheit, der als Auslöser für ihre aktuelle Situation gilt. Natürlich haben meistens andere Schuld daran, dass dieses Ereignis damals eingetroffen ist.
#2.4 – Der verlorene Schlüssel oder „mehr desselben“ – Interpretation
Dies ist eine Geschichte von Hodscha Nasredin, die in der deutschen Übersetzung etwas umgeschrieben wurde. Darin kriecht der Hodscha in der Nähe des Lagerfeuers im Dreck herum und sucht nach seinem Schlüssel. Als jemand fragt, wo er den Schlüssel verloren hat, zeigt er auf eine Stelle weiter weg im Dunkeln. Warum er denn nicht dort nach dem Schlüssel suche wird er gefragt. Weil es dort zu dunkel sei, um etwas zu sehen….
Das Denkmuster hinter diesem unsinnigen Verhalten ist: Was in der Vergangenheit gut funktioniert hat, das wird auch in Zukunft wieder funktionieren. Also verhalte ich mich immer so, wie ich mich früher verhalten habe – egal was kommt.
Oder aber auch: ich versuche mit dem gleichen Verhalten ein anderes Ergebnis zu erzielen und fluche dann auf die Welt, das böse System und „die da oben“, wenn ich gescheitert bin.
Solche irrationalen Verhaltensweisen kenne ich gut aus meinem Umfeld. Das sind die Leute, denen man so oft sagt, dass sie immer den gleichen Fehler machen, aber aus irgendeinem Grund machen sie immer weiter so und erleiden jedes Mal Schiffbruch. Ich denke wir alle kennen solche Kandidaten.
Da war zum Beispiel eine Mitstudentin von mir. Egal bei welcher Firma sie einen Job antrat, nach kurzer Zeit fühlte sie sich von den Kollegen gemobbt. Daher versuchte sie so korrekt wie möglich zu sein und mit niemandem Gespräche zu führen, damit sie bloß nichts Falsches sagen kann. Natürlich dachten dadurch immer alle, dass sie sich für etwas Besseres hält und fingen an schlecht über sie zu reden und es ihr „heimzuzahlen“. Ich sagte ihr immer wieder, dass sie doch lieber etwas mehr Frohmut verbreiten und mit den Menschen Smalltalk betreiben soll. Aber nein, sie versuchte immer krampfhafter bloß keinen Fehler zu machen und wurde dadurch immer mehr zum Sonderling. Ihr Leben drehte sich wie in einer Spirale, die immer tiefer ins Verderben führt.
#3 – Russen und Amerikaner – Interpretation
Laut der Anthropologin Margaret Mead ist der Unterschied zwischen Russen und Amerikanern der, dass der Amerikaner vortäuscht Kopfweh zu haben, um sich einer unangenehmen, gesellschaftlichen Verpflichtung zu entziehen. Der Russe dagegen hat wirklich Kopfweh, wenn er das sagt. Der eine leidet an einem schlechten Gewissen, der andere an Schmerzen.
Was genau Watzlawick damit sagen will ist mir einfach nicht klar. Vor allem im Zusammenhang mit dem, was danach kommt. In der darauffolgenden Geschichte erzählt er von einem Mann, der über 80 Mal überfallen wurde. Oder von einem anderen, der ein Flugzeug in den USA entführt hat, um damit nach Kuba zu fliehen. Der gleiche Mann tauchte dann später im Zusammenhang mit einer palästinensischen Geiselnahme wieder auf und viele weitere gefährliche Erlebnisse bestimmten sein Leben. Als er gefragt wurde, wie das alles sein kann antwortete er, dass er da irgendwie „hineingeschlittert“ ist.
Ich interpretiere das so, dass Menschen sich anscheinend bewusst (Russen) oder unbewusst (Amerikaner) glücklich machen. Für das Unglück finden Sie dann immer Gründe, an denen sie keine Schuld tragen. Manchmal spielen sie mit dem Feuer und wenn sie sich verbrennen, dann wundern sie sich darüber.
Mich erinnerte das ein wenig an die Serie „Breaking Bad“, wo sich der unscheinbare Highschoollehrer Walter White und sein Kumpan Jesse zu kriminellen Methdealern entwickeln, die irgendwann für das mexikanische Kartell arbeiten. Einige ihrer Freunde und auch ein Familienmitglied werden von Gangstern ermordet. Sie selber müssen Morde begehen bringen sich immer wieder in Gefahr. Aber wenn man genau überlegt, dann muss man die Frage stellen: Was dachtet ihr wird passieren, wenn ihr Drogen verkauft? Was dachtet ihr wird passieren, wenn ihr euch mit gegnerischen Drogendealern anlegt?
Das sind dann die Leute, die sich wie verrückt darüber wundern, wieso ihr Leben so unfassbar chaotisch verläuft. Dabei haben sie mit ihren Entscheidungen genau diesen Zustand herbeigeführt. Nur wollen sie es einfach nicht wahrhaben und verleugnen ihren eigenen Anteil daran.
#4 – Die Geschichte mit dem Hammer – Interpretation
Diese Geschichte wird sehr oft zitiert und ist wohl die bekannteste von allen. Sie handelt von einem Mann, der zu Hause sitzt und gerne ein Bild aufhängen würde. Dazu benötigt er einen Hammer, den er aber nicht hat. Daraufhin will er seinen Nachbarn fragen, doch dann beginnt er an seinem Vorhaben zu zweifeln. Denn der hat neulich so unfreundlich geschaut und nur wiederwillig gegrüßt. Und so spinnt er den Faden fort und interpretiert sämtliches Verhalten des Nachbarn als Arroganz. Zum Schluss ist er so wütend auf ihn, dass er rüber geht und ihn anschreit, dass er seinen blöden Hammer doch einfach behalten soll.
Diese Hirngespinste, wie der Mann sie hier hat kenne ich nur zu gut. Ich hatte zum Beispiel einen Streit mit einer Geschäftspartnerin. Ich habe versucht ihr zu erklären, dass ich mich nicht respektiert fühle in der Zusammenarbeit, dass die Tätigkeiten nicht gerecht verteilt sind und dass ich bisher einen wertvollen Beitrag geleistet habe, während meine Interessen und Ideen nicht berücksichtigt werden. Interpretiert wurde das dann in die Form, dass ich ein geldgieriges Schwein bin, ein Egoist, der nur das schnelle Geld machen will. So kann das gehen.
Wir neigen leider oft dazu andere Menschen auf eine geringe Komplexität zu reduzieren. Während wir 50 mögliche Erklärungen für unser eigenes (Fehl)-Verhalten finden würden, ist es bei anderen meist nur eine: „Der macht das nur, weil er ein Arschloch ist“ – fertig. Analyse beendet.
Dementsprechend fühlen wir uns auch selber schlecht, denn die Welt ist voll von bösen Leuten, die uns nur alle schlechtes wollen.
#5 – Die Bohnen in der Hand – Interpretation
Ein Mann muss seiner Frau am Sterbebett schwören, dass er nach ihrem Tod alleine bleiben wird. Ansonsten würde sie ihm einen Geist schicken, der ihn verfolgen und quälen wird. Als er sich neu verliebt, erscheint dieser Nachts und bereitet ihm großen Kummer. Als er einen Zen-Meister um Rat bittet, empfiehlt ihm dieser, dass er eine Handvoll Bohnen nehmen und den vermeintlich allwissenden Geist nach der Anzahl der Bohnen fragen soll. In der folgenden Nacht hat er wieder die Erscheinung. Diesmal fragt er jedoch den Geist nach der Anzahl der Bohnen. Daraufhin verschwindet er ohne eine Antwort.
Die Frage mit den Bohnen ist der Beweis dafür, dass der Geist lediglich dem Unterbewusstsein des Mannes entspringt und es keine Strafe durch ein höheres Wesen ist. Das erkennt man daran, dass der Geist nicht allwissend ist, sondern lediglich über die Informationen verfügt, die der Mann auch hat. Da er nicht weiß, wie viele Bohnen er gerade in die Hand genommen hat, kann es auch der Geist nicht wissen.
Diese Geschichte soll meiner Meinung nach zeigen, dass wir uns nicht den Moralvorstellungen und den Werten anderer Menschen unterwerfen sollen, sondern das tun, was uns glücklich macht. Die sich darauf einstellenden Gewissensbisse erzeugen wir uns selber. Aber wenn wir die Dinge vernünftig und rational betrachten, dann erkennen wir oft, dass manche Prinzipien keinen Sinn machen und uns nur runterziehen. Mit Hilfe der Vernunft kann man sich von solchen Gedanken befreien.
#6 Die verscheuchten Elefanten – Interpretation
Hier geht es darum, dass wir Menschen uns häufig Verhaltensweisen aneignen, mit denen wir uns selber sehr unglücklich machen. Dennoch erhalten wir sie aufrecht, weil wir irrtümlich annehmen sie sei für die Lösung eines Problems geeignet. Hinzu kommt, dass wir dieses „kranke“ Verhalten meist auch dann noch beibehalten, wenn die Problemsituation schon längst bereinigt ist.
Kinder von Alkoholikern zum Beispiel leiden sehr darunter, dass ihre Eltern ein Problem haben. Häufig entwickeln sie ein Verhalten, das geprägt ist von dem intensiven Drang nach Außen eine heile Welt vorzugaukeln und alle Probleme vor anderen zu verheimlichen. Nicht nur dass, dass die Eltern trinken, sondern alles, was die Familie in ein schlechtes Licht rücken könnte. Daher machen sie aus allem, was ihr Leben betrifft ein Geheimnis. Sie sind dann krankhaft besessen von dem Gedanken darüber, was die anderen über sie denken könnten und leiden selbst sehr darunter. Für sie ist das aber ein Mittel, um ihre Welt unter vermeintlicher Kontrolle zu haben, obwohl das absolut nicht der Fall ist. Das Schlimme ist, dass sie dieses Verhalten oft in ihre Beziehungen mitnehmen, selbst wenn sie ihr Zuhause später verlassen. Ihre Angehörigen leiden dann ebenfalls unter der ständigen Geheimiskrämerei. Nach dem Schema: „Wehe du sagst jemandem, dass der Papa seinen Job verloren hat. Wenn jemand fragt wie es uns geht, dann sagst du nur: alles gut und sonst kein Wort.“
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#7 Die selbsterfüllende Prophezeiung – Interpretation
Diesen Begriff verwendet man, wenn Menschen so sehr bestrebt sind ein Problem zu vermeiden, dass sie wirklich alles dafür tun, damit es nicht eintritt. Darunter sind dann aber teilweise solche schädlichen Verhaltensweisen, dass gerade sie dafür sorgen, dass das gefürchtete Problem doch noch ausgelöst wird. Beispiele:
Beispiel 1: Ich habe Angst meinen Job zu verlieren. Daher arbeite ich mehr. Durch die Mehrarbeit mache ich mehr Fehler, weil ich müde bin. Daher läuft es mit dem Chef schlechter. Meine Kollegen leiden unter meiner gestiegenen Reizbarkeit und beschweren sich beim Chef. Also arbeite ich noch mehr, denn ich bin so kurz davor rauszufliegen. Jetzt mache ich noch mehr Fehler… Irgendwann verliere ich meine Arbeit, weil ich zu viele Fehler mache und meine Kollegen sich zu oft beschwert haben.
Beispiel 2: Ein Mann hat eine hübsche Freundin, fühlt sich selbst aber nur als Durchschnitt. Wenn sie mit anderen Männern redet, dann wird er wütend. Irgendwann fängt er n ihr Handy zu überwachen und lässt sie nicht mehr mit ihren Freundinnen abends weggehen. So dreht sich die Spirale weiter und irgendwann passiert genau das, wovor er Angst hatte. Sie verlässt ihn, weil seine Eifersucht unterträglich wird.
#8 Vor Ankommen wird gewarnt – Interpretation
Viele Menschen denken, wenn sie ein bestimmtes Ziel im Leben erreichen würden, dann wären sie glücklich. Vorher quälen sie sich nur rum und träumen von dem Idealzustand. Sollten sie dann irgendwann das Ziel erreichen, dann merken sie häufig, dass der Effekt entweder schnell weg ist, oder gar nicht erste eintritt.
Beispiel: Eine Frau hat starkes Übergewicht. Die Männer weisen sie ab und sie findet keinen Partner. Daher leidet sie sehr unter ihrer Figur. Irgendwann, nach Jahren der Fehlversuche schafft sie es eine Diät durchzuhalten und sieht dann total schlank aus. Sie wird nun zwar von mehr Männern angesprochen, aber die große Liebe findet sie nicht. Dann realisiert sie, dass auch viele schlanke Frauen über Jahre unfreiwillig Single bleiben und keinen Partner finden. Außerdem stellt sie fest, dass ihr größtes Problem gar nicht ihre Figur war. Die Männer mieden sie, weil sie einfach eine nervige Art hat. Es liegt also noch viel Arbeit vor ihr. Abends liegt sie im Bett und ist genauso einsam und unglücklich wie vorher – nur mit weniger Gewicht auf den Rippen. Der Traum durch eine gute Figur glücklich zu werden hat sich nicht erfüllt.
#9 Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gerne Knoblauch essen – Interpretation
In den meisten zwischenmenschlichen Beziehgungen etabliert sich ein Status, wo man aus Höflichkeit aufhört die Wahrheit zu sagen. Vor allem in Paarbeziehungen kann daraus eine Hölle werden, in der sich beide fühlen wie Gefangene.
Beispiel: Eine Frau bereitet das Abendessen zu und probiert ein neues Rezept aus. Sie setzt es ihrem Mann vor und fragt ihn, wie es schmeckt. Die Wahrheit wäre: „furchtbar“. Würde er das sagen, gäbe es aber Streit. Also sagt er „gut“ und würgt es herunter.
Um dieses Problem zu vermeiden bräuchte man 2 Menschen, die damit richtig umgehen können. Der eine würde sagen: „Nein, das Essen schmeckt mir überhaupt nicht. Aber ich danke Dir dafür, dass du heute gekocht hast, während ich Überstunden machen musste.“ Der andere würde sagen: „OK, das Essen schmeckt Dir nicht, das kann passieren. Aber ich weiß, das hat nichts mit mir als Person zu tun und ich fühle mich dadurch nicht erniedrigt.“
Der Sender muss auf einen Empfänger treffen, der die Sachebene von der Beziehungsebe trennen kann. Siehe dazu die 5 Axiome von Paul Watzlawick.
In vielen Beziehungen machen sich die Menschen todunglücklich, weil sie sich Wünsche und Probleme nicht offen ansprechen trauen.