Mimik deuten lernen – 7 Basisemotionen

Paul Ekman, der Entdecker der 7 Basisemotionen, gilt als der wichtigste Wegbereiter in Sachen „Mimik Lesen“. Er fand heraus, dass es sieben Emotionen gibt, deren Gesichtsausdrücke überall auf der Welt gleich aussehen. Das bedeutet, sie müssen offenbar genetisch in den Menschen veranlagt sein und sind somit unabhängig von der Kultur. Die 7 Basisemotionen sind:

Liste der 7 Basisemotionen nach Paul Ekman:
  1. Wut
  2. Ekel
  3. Verachtung
  4. Freude
  5. Trauer
  6. Angst
  7. Überraschung
7-Basisemotionen - Grundemotionen nach Paul Ekman
7-Basisemotionen / Grundemotionen nach Paul Ekman

7 Basisemotionen – Bilderserien

Mit Hilfe einer animierten GIF-Bilderserie, könnt ihr lernen diese Gefühle zu erkennen und extakt zu unterscheiden. Altenativ könnt ihr auch die etwas praktischere Online-Trainingssoftware verwenden. Diese ist allerdings bisher nur in einer Version für Desktoprechner verfügbar.

     #1 – Wut

     #2 – Ekel

     #3 – Verachtung

     #4 – Freude

     #5 – Trauer

     #6 – Angst

     #7 – ÜberraschunG

 

Die Entdeckung der 7 Basisemotionen

Charles Darwin war einer der ersten Wissenschaftler, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Emotionen und deren Ausdruck durch die Körperpsrache wissenschaftlich auseinandersetzten. Er war der Überzeugung, dass wir Menschen alle eine Pallette von Gefühlen in uns tragen, die wir durch unsere Gene vererbt bekommen. Somit hat jeder Mensch auf der Welt, unabhängig von der Kultur, den Zugriff auf die gleichen Emotionen. Zum Beispiel scheint es so zu sein, dass Autoritätspersonen immer ein Bedürfnis danach haben Distanz zu ihren Mitmenschen aufzubauen, je mächtiger sie werden. Jeder Häuptling oder Kaiser hatte seine eigenen Insignien der Macht, saß auf einem erhöhten Thron, oder hatte einen sehr ausgedehnten Bereich, in den andere Menschen nicht eindringen durften.  Menschen sind emotional betrachtet sehr ähnlich. Das Gefühl der Eifersucht kennt jeder, sowohl der Afrikaner, als auch der Asiat oder Südamerikaner usw. Und dieses Gefühl mussten wir nicht erst lernen, sondern es war uns in die Wiege gelegt.

Die wichtige Frage, die sich Darwin stellte war nun, ob denn auch die körperlichen Ausdrücke vererbt werden?

Untersuchungen auf diesem Gebiet stellten Darwins Überlegungen infrage. Man fand heraus, dass es zwischen Emotion und Körpersprache keinen kulturübergreifenden Zusammenhang gab. Genaugenommen war es so:

  • Der gleiche Mensch drückt die gleiche Emotion manchmal auf verschiedene Arten aus.
  • Unterschiedliche Menschen drücken die gleiche Emotion unterschiedlich aus.
  • Manche Menschen drücken eine Emotion intensiv aus, andere nur schwach oder auch gar nicht.

Es zeigte sich letzendlich, dass man Emotionen teilweise eindeutig kulturell geprägt sind und dass man sie nicht so ohne Weiteres an der Körpersprache ablesen kann. Es ist nicht möglich eine Art universales „Lexikon der Körpersprache“ für alle Länder der Welt aufzustellen und die wahren Gefühle anderer ohne jegliches Hintergrundwissen eindeutig zu interpretieren.

Stattdessen benötigt man immer weitere Informationen darüber, in welches Situation jemand eine bestimmte Geste ausführt und dann kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Interpretation durchführen. Körpersprache ist immer im KONTEXT zu sehen.

Diese Ansicht hielt sich bis Ender der 1960-er Jahre. Zu dieser Zeit begann Paul Ekman an dem Thema zu forschen und entdeckte dabei eine Reihe von Emotionen, bei denen es keinen Kontext bedarf, um sie richtig zu erkennen. Er stellte fest, dass es 6 Emotionen gibt (später wurde es 7), bei denen der Gesichtsausdruck überall auf der Welt gleich aussieht. Das waren die oben genannten Basisemotionen.

Ekman überprüfte seine Theorien auf mehreren Kontinenten und besuchte dafür auch Eingeborenenstämme, die sehr isoliert lebten und nur wenig Kontakt zur „modernen Welt“ pflegten. Damit wollte er sicherstellen, dass die Gesichtsausdrücke der dort lebenden Menschen nicht durch äußere Einflüsse beeinflusst worden  sind.

Seine Ergebnisse lassen sich so zusammenfassen: Es gibt 7 Emotionen, deren mimischer Ausdruck weltweit kulturunabhängig ist. Wut und Ekel etc. sehen bei den Eingeborenen auf Borneo genauso aus, wie bei den Japanern oder den australischen Aboriginees. Diese Gesichtsausdrücke sind die einzigen, die man ohne Kontext eindeutig lesen kann. Alle anderen Ausdürcke nicht.

 

Video-Tipp: Die 7 Basisemotionen leicht erklärt – kostenloses Komplettseminar

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https://youtu.be/zcRcKP1fkvk

6 oder 7 Basisemotionen?

Diese Frage stellt sich deshalb, weil ich manchen Büchern oder auf einigen Internetseiten mal die eine, mal die andere Zahl genannt wird. Paul Ekman hatte im ersten Anlauf 6 Basisemotionen identifiziert. Die Gefühle Ekel und Verachtung hatte er zu der Zeit noch als identisch angesehen. Das ist auch naheliegend, denn die Ausdrücke für Verachung verwenden die gleichen Muskelgruppen im Gesicht, nur dass sie bei Verachung einseitig kontrahiert werden. Der Mundwinkel hebt sich einseitig  die Nase rümpft sich einseitig usw. Im Verlauf der Jahre hat Ekman die beiden Basisemotionen voneinander getrennt, da sie Emotionen seiner Ansicht nach zwar ähnlich negativ, aber von ihrer Bedeutung und Verwendung doch zu unterschiedlich sind.

 

Erkennungsrate der (ursprünglich) 6 Basisemotionen

Erkennungsrate 7 Basisemotionen
Erkennungsrate 6 Basisemotionen

Die Erkennungsrate der Emotionen liegt bei Angst / Furch und Überraschung am niedrigsten. Diese beiden Grundemotionen werden sehr oft miteinander verwechselt, weil sie eine ähnliche Mimik auslösen – das Anheben der Augenbrauen. Bei Überraschung ist die Stirn gleichmäßig gerunzelt, bei der Angst verkrampfen sie sich aber zusätzlich über der Nase, so dass das Runzeln nicht ganz so gleichmäßig aussieht.

Zudem wird häufig Wut / Ärger mit Ekel verwechselt, weil beide Gefühle in ähnlichen Situationen auftreten – da, wo Hass und Abneigung aufeinandertreffen. Mit etwas genauerer Kenntnis der Mimik kann man sie ganz leicht unterscheiden, denn bei Ekel runzelt sich die Nase, während sich die Augenbrauen kaum bewegen. Bei Wut und Ärger dagegen werden die Augenbrauen zusammengezogen, während die Nase nicht gerunzelt ist.

FACS & Die Muskeln im Menschlichen Gesicht

Wenn man die Bahauptung aufstellt, dass sich die 7 Basisemotionen / 7 Grundemotionen in allen Kulturen gleichen, dann muss man dies natürlich auch beweisen. Doch wie soll das funktionieren, wenn es um Mimik geht?

Für dieses Problem hat Paul Ekman im Jahr 1978 zusammen mit Wallace Friesen FACS „erfunden“ – das Facial Action Coding System. FACS ist standardiesiertes Verfahren mit dem Bewegungen der mimischen Muskulatur exakt und wissenschaftlich nachvollziehbar beschreiben kann.

Bevor ich FACS beschreiben kann, muss ich zunächst die Muskulatur im Gesicht des Menschen näher beschreiben. In der Grafik unten habe ich eine Übersicht über die Muskeln am menschlichen Kopf dargestellt. Es gibt noch einige mehr, aber diese spielen für die Mimik keine Rolle, daher habe ich sie ausgelassen.

Muskeln Gesicht Anatomie
Muskeln Gesicht Anatomie

Das besondere an der „mimischen Muskulatur“ ist, dass die Muskeln nicht mit Gelenken verbunden sind wie die meisten anderen, sondern sie inserieren meist in der Haut, ohne eine Ansatzsehne. Zudem besitzen sie auch keine Faszien. Sie dienen lediglich dazu die Gesichtshaut zu bewegen. Wenn man evolutionsbiologisch darüber nachdenkt, macht das relativ wenig Sinn. Wozu braucht der Mensch Muskeln, die nur für Gesichtsregungen zuständig sind? Egal, ist eben so…

Wenn zum Beispiel die Augenbrauen eines Menschen nach oben gerissen werden, dann sind dafür eine Reihe von kleinen Muskeln zuständig. Um eine solche Bewegung beschreiben zu können wäre  es jetz erforderlich zu beschreiben, welcher Muskel was macht. Das wäre zu viel Aufwand. Daher hat Ekman bestimmte Gesichtsregungen zu 46 ACTION UNITS zusammengefasst. Mit ihrer Hilfe kann man Gesichtsregungen einfacher dokumentieren.

FACS – Liste (Auswahl) der 46 Action Units

1. Heben der Augenbrauen innen

2. Heben der Augenbrauen außen

4. Zusammenziehen der Augenbrauen

5. Heben des oberen Augenlides

6. Zusammenziehen des äußeren Teils des Ringmuskels um die Augen

7. Zusammenziehen des inneren Teils des Ringmuskels um die Augen

9. Rümpfen der Nase

10. Anheben der oberen Lippe durch den Musculus levator labii superioris

11. Äußeren Teil der Oberlippe schräg nach oben ziehen

12. Anheben der Mundwinkel wie beim Lächeln oder Lachen

13. Spitzes Anheben der Mundwinkel

14. Einziehen der Mundwinkel Trompeter-Muskel

15. Herabziehen der Mundwinkel

16. Nach unten Ziehen der Unterlippe

17. Hinaufschieben des Kinns

18. Kussmund

22. Lippen trichterförmig nach außen wölben

23. Spannen der Lippen, diese werden schmaler, nach innen gerollt und zu den Zähnen abgeflacht

24. Zusammenpressen der Lippen

25. Öffnen der Lippen

26. Öffnen des Mundes durch Entspannung der Unterkiefermuskulatur

27. weites Öffnen des Mundes

28. Lippen zwischen die Zähne saugen

43. Absenken des oberen Augenlides

45. Blinzeln (zwei Augen)

46. Zwinkern (ein Auge)

Wenn ihr animierte Bilder zu den einzelnen Action Units sehen möchtet…

Mit Hilfe der Action Units kann man die Mimik von verschiedenen Menschen vergleichen und auf Unterschiede prüfen bzw. erforschen usw. … Zum Beispiel in einer solchen Versuchsanordnung:

Versuchsperson 1 ist Kanadier. Ihm wird ein stinkender, vergammelter Fisch unter die Nase gehalten, um Ekel auszulösen. Aciotn Unit 9 + 15 + 16 treten auf.

Versuchsperson 2 ist aus Nepal.  Ihm wird ein stinkender, vergammelter Fisch unter die Nase gehalten, um Ekel auszulösen. Aciotn Unit 9 + 15 + 16 treten auf.

Beide Personen bewegen die gleichen Action Units, scheinbar wird Ekel also in beiden Völkern mit der gleichen Mimik ausgedrückt. Ungefähr so kann man damit arbeiten.

Dementsprechend gibt es für die 7 Basisemotionen ein Verzeichnis, welche Action Units in Erscheinung treten:

Wut: 4 / 5 / 7 / 23

Freude:  6 / 12

Trauer: 1 / 4 / 15

Ekel: 9 / 15 / 16

Verachtung: 12 / 14 – einseitig

Angst: 1 / 2 / 4 / 5 / 7 / 20 / 26

Überraschung: 1 / 2 / 5 / 26

Hier auch als Bild für die 7 Grundemotionen:

FACS Code Liste -7 Grundemotionen Ekman
FACS Code Liste -7 Grundemotionen Ekman

Mit dieser Tabelle lassen sich die Bewegungen der 7 Grundemotionen zusammefassen. Betrachtet man die Zahlen auf Überschneidungen, dass kann man auch sehen, warum Angst und Überraschung so häufig verwechselt werden. Angst enthält 7 Action Units, 4 davon finden sich komplett auch bei Überraschung wieder. Wut und Ekel dagegen haben keine Überschneidung. Sie werden meist aus Unkenntnis verwechselt.

Zusäzlich spezifiziert man die Bewegungen der Action Units nach:

  1. Intensität – der stärke ihrer Ausprägung
  2. Dauer
  3. Symmetrie

 

Intensitätsstufen bei FACS:

Stärke A: an der Wahrnehmungsgrenze oder angedeutet

Stärke B: gut sichtbar

Stärke C: deutlich sichtbar

Stärke D: ausgeprägt

Stärke E: im physiologischen Höchstmaß (individuell)

 

Fazit

Es gibt 7 Basisemotionen / 7 Grundemotionen, die weltweit identisch ausgedrückt werden und keinerlei Kontext bei der Interpretation erfordern.

Die wissenschaftliche Analyse von mimischen Ausdrücken kann mit dem FACS-System durchgeführt werden.