Auswanderung und Psyche – worauf achten

Wenn man sich die Fernsehshows mit den Auswanderern anschaut, dann sieht immer alles so lustig und nach Halligalli aus. Bei dieser Form des Dokutainment sollte man sich bewusst sein, dass hinter der Kamera ein Regisseur steht, der gelegentlich Anweisungen gibt, was die Leute denken, fühlen und sagen sollen. Zudem wird sicherlich vieles herausgeschnitten, um dem Zuschauer die Freude an der Sendung nicht zu verderben. In der Realität ist Auswandern jedoch ein sehr komplexer Vorgang, der die Emotionen und Psyche des Menschen komplett auf den Kopf stellen kann.

Motivation und Antrieb

Ich war selber einmal in China für über 5 Monate und hatte meine damalige Partnerin mit dabei – zumindest für 4 Wochen. Das Praktikum hatte ich mir ergattert und war hoch motiviert. Vor allem deshalb, weil ich Asien über alles liebe und mir schon seit meiner Kindheit gewünscht hatte dort hin zu reisen. Für mich war jeder Tag während dieser Phase wie ein Geschenk und etwas ganz Besonderes. Meine Psyche war seit Jahren darauf vorbereitet dort zu sein. Ich war glücklich – jeden Tag.

Meine Partnerin dagegen hatte nie Lust nach Asien zu reisen und bei ihr dominierte der Gedanke, dass sie nur einen Monat bleiben und die restlichen 4 ohne mich sein musste. Sie verfiel quasi in Depression und war einfach unerträglich.

Das heißt: Wer unfreiwillig auswandert, der wird sich sicher schwer tun mit der Auswanderung.

 

Vertrautheit der Umgebung & Gewohnheiten

Viele Deutsche wandern in die USA aus. Manche machen das, ohne je wirklich das reale Leben vor Ort mal über einen Aufenthalt kennengelernt zu haben. Wenn, dann waren sie immer nur an den Touristen-Orten. Sie erleben dann den normalen Alltag manchmal als totalen Kulturschock und vermissen plötzlich die Heimat. Zum Beispiel ist das amerikanische Arbeitsrecht deutlich arbeitgeberorientierter als hier bei uns. Das schmeckt nicht jedem.

Daher ist es wichtig, sich mit dem Auswanderungsort ausgiebig vorher zu beschäftigen und sich dort vorher umzusehen. Mit Hilfe des ESTA Verfahrens, kann man sich als Deutscher bis zu 90 Tage! in den USA aufhalten, ohne ein Visum zu benötigen. Diese Zeit müsste wirklich reichen, um sich mit den dortigen Gegebenheiten ausgiebig zu beschäftigen. Diese Chance sollte man also wirklich ganz dringend wahrnehmen.

 

Der Verlust von Freunden und Familie

Mit der Auswanderung geben viele Menschen ihre gewohntes Umfeld mit einem Schlag auf. Sie verlieren Freunde und Familie häufig komplett und in der neuen Heimat erwartet sie dann das große Nichts. Häufig kann es Jahre dauern, bis man sich wieder ein Umfeld aufbauen kann, welches der Qualität des bisherigen gleich kommt. Vertrauen zu unseren Mitmenschen können wir meist über gemeinsame Erlebnisse aufbauen, vor allem dann, wenn man sich in schwierigen Zeiten gegenseitig hilft. Aber häufig ist es so, dass man als Erwachsener in Zeiten der Not eher alleine gelassen wird von Leuten, wenn diese einen nicht so gut kennen. Geld regiert die Welt und niemand hat die Zeit und die Ressourcen um sich um die Probleme anderer zu kümmern. Da ist sich oft jeder selbst der nächste. Auch darauf sollte man achten. Denn das Leben bietet nicht immer nur goldige Zeiten.