Körpersprache deuten lernen

Körpersprache sinnvoll in bestimmte Kategorien einzuteilen ist ein schwieriges Unterfangen. Da wären zunächst die einzelnen Körperteile wie Hände und Füße. Diese zeigen jedoch mal Dominanz, mal Unsicherheit, so dass es innerhalb der Körperteile zu Mischungen kommen würde.

Aus diesem Grund habe ich mich im ersten Schritt entschieden zu unterscheiden zwischen:

Power-Gesten / Negativ-Gesten

Power-Gesten sind für mich die Ausdrücke, mit denen Menschen bewusst oder unbewusst Dominanz, Führungsanspruch, Selbtbewusstsein und Überlegenheit u.ä. ausdrücken. Mit ihnen verbessert man meist seinen Wirkung auf andere und steigert seinen „Status im Rudel“.

Negativ-Gesten sind die Ausdrücke, die sich bei Menschen zeigen, wenn sie in Gefahr oder in einer unangenehmen Situation sind. Solche Gesten zeigen meist Unsicherheit, Unentschlossenheit, Angst und Nervosität. Ihr Auftreten senkt meistens den eigenen Status.

 

Menschliche Reaktionen bei Gefahr: Erstarren / Flucht / Angriff

Wenn Menschen in eine unangenehme oder sogar gefährliche Situation geraten, dann reagiert der Instinkt mit Erstarren, Flucht oder Angriff. Dieses Verhalten wird im Alltag meist unterdrückt, denn  meist ist es nicht angemessen es zu zeigen oder absolut kontraproduktiv. Wer in Bewerbungsgesprächen Unsicherheit und Nervosität ausstrahlt, der bekommt die Stelle nicht. Trotz des Versuchs das Pokerface aufrecht zu erhalten, finden sich Spuren dieses Verhaltens in der Körpersprache. Es kommt zu den begrifflich entsprechenden Erstarrungsgesten, Fluchtgesten und Angriffsgesten.

Bei dem Versuch negative Gefühle und die obigen Gesten zu vermeiden treten wiederum die sogenannten Beruhigungsgesten auf. Hier eine zusammenfassende Übersicht über die Kategorien der Körpersprache:

Körpersprache - Kategorien

In der nun folgendnen Bilederserie stelle ich die einzelnen Gesten vor und beschreibe diese.

 

Und nochnal zur Erinnerung – die 3 Emotionen der Lügner

 

Bilderserie Körpersprache lesen:

Erstarrungsgesten

Erstarrungsgeste

Der Mensch zuckt zusammen und macht sich klein. Die Schultern gehen nach oben, der Kopf wird eingezogen. Typische menschliche Reaktion bei Gefahr. Dieser Ausdruck ist manchmal zu sehen, wenn jemand mit einer unerwarteten, schlechten Nachricht konfrontiert wird, oder wenn jemand bei etwas „erwischt“ oder „ertappt“ wurde.

Beruhigungsgesten:

Beruhigungsgesten treten wohl am häufigsten auf im Alltag. Sie sind immer daran erkennbar, dass sich Menschen selbst berühren, streicheln, massieren oder sich selber umarmen und damit Halt geben. Das Berühren wirkt grundsätzlich beruhingend und dient dem Abbau von unangenehmen Begleiterscheinungen negativer Gefühle: erhöhter Herzschlag, Zittern, erhöhte Schweißbildung usw. Beruhigungsgesten sollen diese verhindern bzw. drosseln.

Beruhigugnsgeste

Mit dem Finger oder der Hand den Hals streicheln. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Geste häufig auftritt, bis ich sie an mir selber bemerkt habe. Eine unangenehme Person hat mich belästigt und ich habe aus Höflichkeit zugehört. Aber meine Abneigung hat sich unbewusst geäußert.

 

Beruhigungsgeste

Die Luft wird langsam aus der Lunge ausgeatmet. Dabei blähen sich die Backen auf. Diese Geste sieht man häufig bei Menschen, die einer Gefahr entgangen sind, oder wenn eine hoch  stressige Situation überstanden ist. Man sieht es manchmal bei Rednern, wenn sie sich vom Publikum wegdrehen und deswegen erleichter sind. Bei mir selber habe ich sie bemerkt, als ich von einem Irren fast von der Autobahn gedrängt wurde und ich kurzzeitig in tödlicher Gefahr war.

 

Beruhigungsgeste

MIt der Hand wird die Brust gestreichelt. So wie jedes Selbststreicheln, hilft es beim Abbau von Stress. An diesr Stelle der Brust verläuft der Vagus-Nerv. Dessen Massage kann den Herzschlag beruhigen und man fühlt sich nach einer aufregenden Situation wieder besser.

 

Beruhigungsgeste

Mit der äußeren Handfläche wird das Gesicht gestreift. Sieht man recht selten im Alltag, aber bei macnhen Menschen gehört es dazu, wenn sie nervös werden.

 

Beruhigungsgeste

Der Kragen wird gerichtet. Wenn eine Krawatte vorhanden ist, dann wird sie lockerer gezogen. Im Hals verlaufen die Halsschlagadern. Unter Stress erhöht sich der Herzschlag und auf einmal brauchen die Adern mehr Platz, sonst bekommt man das Gefühl zu ersticken. Daher wird der Kragen oder die Krwatte gelockert. Oder, es kann auch sein, dass sich die Körpertemperatur erhöht, so dass Menschen instinktiv den Drang entwickeln Luft in die Kleindung zu lassen.

Hier die Erkklärung der Geste im Youtube-Video:

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https://youtu.be/R85MHXwyTfw

Nicht zu verwechseln ist die Geste mit der eleganten Art sich die Krawatte zu richten.

 

Beruhigungsgeste

Die Hand streichelt oder reibt am Kopf bzw. an der Stirn. Grundsätzlich eine Beruhigungsgete, aber man sieht sie auch sehr häufig bei Menschen die gerade Gefühle der Scham oder Schuldgefühle erleben. Das könnt ihr häufig auch in Dokumentationen sehen, wenn sich jemand schämt, die meisten Menschen fassen sich dabei an den Kopf.

 

Beruhigungsgeste

Man umarmt sich selbst und gibt sich Halt indem man sich am Oberarm festhält. Es ist häufig zu sehen, wenn jemand in Verlegenheit gerät.

 

Fluchtgesten

Fluchtgesten treten dann auf, wenn Menschen in einer unangenehmen Situation nicht weglaufen können. In der Arbeit oder beim Streit mit dem Partner können wir nicht einfach aufstehen und gehen. Das würde negative Konsequenzen nach sich ziehen. Der Drang wird zwar unterdrückt, aber er bahnt sich meist auf anderem Weg seine Bahn in der Körpersprache.

Fluchtgeste

Die Augen werden geschlossen und die Finger oder die Hand wird darauf gelegt. Sieht man häufig, wenn Menschen genervt sind oder wenn etwas so schlimm ist, dass sie es nicht fassen können.

Das Schließen der Augen drückt den Wunsch nach Distanz aus. Wir können uns zwar nicht entfernen, aber wenn wir es nicht sehen, dann ist es als wären die Probleme nicht mehr so nahe und in Reichweite.

Power Gesten

 

Gestik Selbstbewusstsein

Ein Zeichen der Dominanz. Der Hals wird freigelegt und damit auch der Kehlkopf, dessen Beschädigung für uns tödlich enden könnte. Damit signalisiert man der Umwelt, dass man keinerlei Angst hat und sich sogar traut ein solches Risiko einzugehen.

 

Vergleich – Händer in der Tasche – Daumen draußen / drin

Selbssicherheit - Hände Tasche

Unsicherheit - Händer Tasche

Auf den zwei Bildern oben ist nahezu eine identische Pose zu sehen,  aber wenn der Daumen draußen ist, dann sieht man selbstbewusster aus. Der Daumen ist der Dominanzfinger. Er sollte immer zu sehen sein.

 

Daumen hoch - Selbstbewusstsein Gestik

Daumen hoch – eine demonstrative zur Schaustellung, dass alles bestens ist oder dass man selber der beste von allen ist.

Aber Vorsicht: im arabischen Raum ist es eine obszöne Geste, die so viel bedeutet wie: „Steck ihn dir in den Ar***.“

 

Vergleich: Handhaltung – Position des Daumens

Die Daumen sind versteckt, ein Zeichen für niedriges Selbstbewusstsein.

 

Die Hand in der Gebetsstellung. Die Daumen sind gesenkt und gekreuzt – immer ein schlechtes Zeichen: „Ich bete, dass mir niemand etwas böses antut…“. Oder, ich kralle meine Hände ineinander, weil ich so angespannt bin.

 

Die Hände sind geöffnet, der Daumen zeigt nach oben, sieht souverän aus. Daher auch eine typische Haltung, die bei Fernsehmoderatoren zu sehen ist.

 

Hände verschränkt, aber Daumen nach oben. Ein Zeichen dafür, dass man es im Griff hat.

 

Vergleich – Arme in der Hüfte

Hände in der Hüfte - Interessiert

Die Arme an der Hüfte angelegt. Allerdings sind die Daumen am Rücken. Diese Haltung sieht man bei Menschen, die sich einem anderen Menschen oder einer Sache interessiert zuwenden. Niemand würde sie als Dominant empfinden.

 

Die oberen zwei Bilder zeigen eine ähnliche Pose. Nur die Haltung der Handflächen ist unterschiedlich.Die erste Geste sieht man meist bei Menschen, die sich jemandem interessiert zuwenden.

Die zweite signalisiert Dominanz und Überlegenheit. Man verschafft sich Platz und breitet die Arme aus. Diese Pose ist etwas für Leute, die das Sagen haben (wollen).

 

Eine sehr bestimmde Geste ist es, wenn man die Fingerspitzen auf den Tisch drückt. Das signalisiert: das gehört mir, hier habe ich das Sagen.

 

Mit dem Finger zu zeigen ist immer der Hinweis, dass man selber die Richtung vorgibt. Verleiht eine gewisse Autorität, kann aber auch als Agressivität ausgelegt werden. Übrigens dürfen nur Menschen von hohem Rang mit dem Finger auf andere zeigen.

 

Fast die gleiche Geste wie vorhin, nur diesmal mit offener Handfläche. Ist deutlich freundlicher und weniger bestimmend. Mit dieser Geste kann man auch einer sehr hochrangigen Person die Richtung zeigen, in die er gehen muss. Zum Beispiel als Kellner in einem Nobelrestaurant würde man so die feine Gesellschaft an ihren Tisch verweisen.

 

Man hebt die Schultern und zeigt die offenen Handflächen. Das ist ein Ausdruck den man sieht, wenn:

  • Leute nicht wissen was sie tun sollen
  • Wenn Leuten etwas egal ist
  • Wenn jemand betonen will, dass er an etwas nicht „schuld“ ist

 

Diese Geste signalisiert Selbtbewusstsein und Zufriedenheit. Man lehnt sich zurück und schafft damit Distanz. Häufig auch ein unbewusstes Zeichen dafür, dass man für neue Argumente nicht mehr erreichbar ist. Wird auch gerne die „Klugscheißer“-Haltung genannt.

Allerdings muss man aufpassen, manchmal macht man sie auch, wenn man sich ein wenig zurückziehen möchte, um etwas durch zu denken.

 

Nägerlkauen – Menschen kauen sich normalerweise an den Nägeln herum, wenn die nervös sind. Es kann aber auch durchaus einfach nur eine schlechte Angewohnheit aus alten Tagen sein.

 

Diese Geste sieht man oft, wenn jemand noch spricht und dann merkt man, dass der andere jetzt gerne etwas sagen würde, aber mit dem Finger auf dem Mund hält er/sie sich selber davon ab es auszusprechen.

 

Buchtipp

Wer sich für das Lesen und Deuten von Körperpsrache interessiert, dem kann ich als Literatur das Buch „Menschen Lesen“ von Joe Navarro empfehlen. Es ist eine Art Standardwerk auf diesem Gebiet. Darin analysiert der ehemalige FBI-Agent die Körpersprache des Menschen von unten nach oben. Es beginnt mit den Füßen und er arbeitet sich dann zum Kopf hoch. Ein Muss, für jeden, der sich mit Körpersprache auskennen möchte.